Von Usedom ging es weiter ins Lausitzer Seenland, an den Geierswalder See. Unser Apartment befand sich im „Der LeuchtTurm“-Komplex – einfach wunderschön! Es gibt einige Möglichkeiten zum Essen, allerdings haben nicht immer alle Restaurants geöffnet. Wir haben in der Bikini Bar sehr lecker gegessen und hervorragende Cocktails genossen.
Tag 1:
Wir haben unseren Urlaub direkt mit einer Radtour gestartet, da für die kommenden Tage schlechteres Wetter vorhergesagt war. Unsere Wahl fiel auf die Strecke um den Geierswalder See und den Senftenberger See, da sie direkt vor unserer Haustür begann. Viele der Seen sind bereits durch Kanäle miteinander verbunden – aber eben noch nicht alle.
Die Radstrecke war wirklich schön! Mein persönliches Highlight war der „Rostige Nagel“ und die beeindruckende Aussicht von dort oben. In Senftenberg haben wir eine kurze Runde gedreht und uns die Gartenstadt Marga angesehen – allerdings scheint eine Führung dort sinnvoll zu sein. Im Laufe des Urlaubs haben wir noch einiges über die Gartenstädte erfahren.
Im Hafencamp am Senftenberger See hatte dann endlich mal ein Café geöffnet, sodass wir uns dort mit einem Stück Kuchen stärken konnten.
Am späten Nachmittag sind wir noch zur Krabat-Mühle gefahren, die nicht weit von uns entfernt lag. Eigentlich wollten wir dort essen, aber das Restaurant hatte leider geschlossen (wie fast alles montags). Da wir aber schon mal da waren, haben wir uns ein wenig umgeschaut.
Ich bin ja ein großer Kinder- und Jugendbuchfan, aber Krabat habe ich tatsächlich nie gelesen – keine Ahnung warum, das muss ich unbedingt nachholen! Daher konnte ich mit der Mühle selbst nicht allzu viel anfangen, aber der gesamte Ort scheint im Krabat-Fieber zu sein. Überall entdeckt man Raben als Symbole. Auf dem Gelände gibt es auch ein kleines sorbisches Museum, das interessante Einblicke in die Kultur der Region bietet.
Die Sorben sind eine westslawische Minderheit in Deutschland, die hauptsächlich in der Lausitz (Sachsen und Brandenburg) lebt. Sie haben eine eigene Sprache (Obersorbisch und Niedersorbisch), eine reiche Kultur und viele Traditionen. Besonders bekannt sind ihre kunstvollen Ostereier, sorbische Trachten und Bräuche wie das Osterreiten. Trotz ihrer geringen Anzahl setzen sie sich aktiv für den Erhalt ihrer Sprache und Kultur ein. In zweisprachigen Regionen sind viele Ortsschilder sowohl auf Deutsch als auch auf Sorbisch.
Tag 2:
Heute ging es zur Rakotzbrücke, die ich schon auf so vielen Bildern im Internet gesehen hatte. In Natura ist sie noch viel schöner! Sie liegt in einem großen Rhododendronpark – das muss im Frühling, wenn alles blüht, einfach unglaublich aussehen. Die Brücke selbst, auch „Teufelsbrücke“ genannt, bildet mit ihrer Spiegelung im Wasser einen perfekten Kreis. Man darf sie zwar nicht betreten, aber allein der Anblick ist beeindruckend.
Von dort aus ging es weiter nach Bad Muskau. Das Schloss hier ist einfach wunderschön! Es grenzt ein riesiger Park an, der von Fürst Pückler im englischen Stil gestaltet wurde und heute zum UNESCO-Welterbe gehört. Da das Wetter aber nicht so richtig mitspielte, haben wir uns den Park für diesmal geschenkt und sind erst einmal mit dem Auto weitergefahren – einfach, um wieder im Trockenen zu sein.
Da es immer wieder regnete, waren wir uns unschlüssig, was wir als Nächstes machen sollten. Auf unserer Karte war noch der Findlingspark Nochten eingezeichnet – eigentlich hatten wir gar nicht geplant, ihn zu besuchen, aber das wäre wirklich ein großer Fehler gewesen!
Der Park ist einfach beeindruckend – Wahnsinn, wie man eine Landschaft aus Findlingen und viel Schotter so zum Blühen bringen kann! Der Findlingspark Nochten erstreckt sich über rund 20 Hektar und zeigt Tausende von Gesteinsbrocken aus der Eiszeit, eingebettet in blühende Pflanzen, Heideflächen und kleine Teiche. Trotz der kargen Elemente wirkt die Landschaft lebendig und farbenfroh. Besonders fasziniert hat mich der Kontrast zwischen der idyllischen Parklandschaft und dem Kraftwerk, das immer im Hintergrund zu sehen war – eine spannende Verbindung von Natur und Industrie.
Zwischen den Schauern haben wir noch einen kleinen Abstecher zum Theater im Ohr gemacht. Die halbrunde, schalenförmige Bühne erinnert tatsächlich an ein Ohr – daher der Name. Die Bauweise soll eine außergewöhnliche Akustik bieten, und man kann sich gut vorstellen, wie beeindruckend Konzerte oder Lesungen hier klingen müssen. Auch ohne Veranstaltung ist das Theater einen Besuch wert, denn die besondere Architektur und die natürliche Umgebung schaffen eine ganz eigene Atmosphäre.
Zum Abschluss ging es noch nach Bautzen, einer der ältesten Städte Sachsens und dem kulturellen Zentrum der Sorben. Schon beim Ankommen fallen die vielen Türme auf, die das Stadtbild prägen – nicht umsonst wird Bautzen auch die „Stadt der Türme“ genannt. Die wunderschöne Altstadt mit ihren historischen Bauwerken und verwinkelten Gassen lädt zum Entdecken ein. Entlang der Spree gibt es zudem malerische Spazierwege mit tollen Ausblicken auf die Stadt.
Besonders bekannt ist Bautzen für seinen Senf, den man im Senfladen probieren und kaufen kann. Ein echtes Highlight war unser Besuch im Restaurant „Die Bautzener Senfstube“ – hier dreht sich fast alles um Senf! Die Gerichte waren nicht nur kreativ, sondern auch unglaublich lecker, und das gemütliche Ambiente hat den Abend perfekt abgerundet.
Tag 3:
Heute ging es zuerst zu den Biotürmen in Lauchhammer, die einst Teil einer Kokerei waren und zur biologischen Reinigung von Abwässern dienten. Heute stehen sie unter Denkmalschutz und gelten als einzigartiges Industriedenkmal in Europa. Leider kann man sie nur am Wochenende besichtigen – generell solltet ihr euch bei den Öffnungszeiten immer vorher erkundigen, da sie oft sehr eingeschränkt sind.
Da es den ganzen Tag regnete, fuhren wir weiter zur Energiefabrik Knappenrode. Das Museum befindet sich in einer ehemaligen Brikettfabrik und gibt spannende Einblicke in die Geschichte des Braunkohlebergbaus in der Region. Auf mehreren Etagen kann man alte Maschinen, interaktive Ausstellungen und sogar ein original erhaltenes Förderband erkunden. Hier kann man sich locker 2–3 Stunden aufhalten – ein wirklich interessant gestaltetes Museum, das die industrielle Vergangenheit der Lausitz lebendig macht.
Mein Mann hat dann noch einen kurzen Abstecher ins Zuse-Museum in Hoyerswerda gemacht, das sich dem Leben und Werk von Konrad Zuse, dem Erfinder des ersten programmierbaren Computers, widmet. In der Zwischenzeit bin ich ein bisschen durch die Stadt gebummelt.
Auf dem Heimweg haben wir nochmal an der Krabat-Mühle Halt gemacht und dort im Restaurant sorbische Spezialitäten probiert. Auf dem Foto seht ihr die Brotsuppe, eine traditionelle sorbische Speise – deftig und richtig lecker!
Tag 4:
Das erste Ziel war der Aussichtsturm Hörlitz. Von hier hat man einen tollen Blick auf den Lausitzring, eine der bekanntesten Motorsport-Rennstrecken Deutschlands. Außerdem bietet der Turm eine beeindruckende Aussicht auf den angrenzenden Solarpark und die zahlreichen Windkraftanlagen, die zeigen, wie sich die Region von der Braunkohle hin zu erneuerbaren Energien wandelt.
Nächstes Ziel war die Abraumförderbrücke F60 – einfach unglaublich, dieses riesige Stahlkonstrukt! Auf Fotos kommt die beeindruckende Dimension gar nicht richtig rüber. Sie wird nicht umsonst als „liegender Eiffelturm der Lausitz“ bezeichnet.
Man kann verschiedene Führungen buchen, wir haben uns für die große Tour entschieden. Ihr solltet allerdings schwindelfrei sein, denn am Ende steht man auf etwa 80 Metern Höhe! Die gesamte Maschine ist 502 Meter lang, damit sogar länger als der Eiffelturm hoch ist, und wiegt rund 11.000 Tonnen. Besonders beeindruckend war, mit wie viel Leidenschaft und Fachwissen die Guides die Touren gestalten – man merkt, dass sie mit Herz und Seele dabei sind. Ich kann euch diese Tour wirklich nur empfehlen!
Von dort sind wir noch nach Calau gefahren, denn wir hatten vom Witzerundweg gelesen. Die Stadt gilt als Ursprungsort der berühmten „Kalauer“-Witze, und genau darum dreht sich dieser humorvolle Spaziergang. Auf mehreren Tafeln erfährt man nicht nur Wissenswertes über die Stadt, sondern bekommt auch immer einen Witz präsentiert – eine originelle und unterhaltsame Idee! Der Rundweg ist zwar eher kurz, aber liebevoll gestaltet und sorgt definitiv für ein Schmunzeln.
Tag 4:
An diesem Tag haben wir uns auf den Weg nach Görlitz gemacht. Es war zwar eine lange Fahrt, aber sie hat sich absolut gelohnt! Die Stadt hat mich sofort begeistert, und ich möchte auf jeden Fall nochmal für ein paar Tage herkommen. An einem einzigen Tag kann man nur einen oberflächlichen Eindruck gewinnen – es gibt einfach so viel zu entdecken!
Dass Görlitz bei Filmemachern sehr beliebt ist, hatte ich schon im Vorfeld gelesen. Leider gab es an diesem Tag keine Filmführung, aber stattdessen haben wir eine normale Stadtführung gemacht – und die war wirklich toll! Die vielen historischen Gebäude und malerischen Gassen machen die Stadt zu einem echten Juwel.
Auf dem Foto in der Mitte seht ihr das berühmte Kaufhaus, in dem Szenen für den Film Grand Budapest Hotel gedreht wurden. Auch das kann man besichtigen – allerdings nur an bestimmten Tagen.
Wie gesagt, Görlitz hat unglaublich viel zu bieten: der Dom St. Peter und Paul, der Flüsterbogen, die Möglichkeit, einfach über die Brücke nach Polen zu spazieren, und sogar eine Mikveh (jüdisches Ritualbad), die gelegentlich besichtigt werden kann. Von der Nachbildung des Heiligen Grabes hatte ich vorher noch nie gehört – leider fehlte uns die Zeit für eine Führung, aber das steht definitiv auf der Liste fürs nächste Mal.
Zur Stärkung haben wir uns zwischendurch mit Mohnpielen verwöhnt – eine regionale Spezialität, die einfach mega lecker war! Alles in allem steht Görlitz ganz oben auf der Liste der Städte, die wir uns noch einmal in Ruhe und ausführlicher ansehen möchten.
Auf dem Rückweg kamen wir noch am Turm am Schweren Berg vorbei – und diesmal war er sogar noch geöffnet. Also nutzten wir die Gelegenheit und stiegen hinauf, um den beeindruckenden Ausblick auf den aktiven Tagebau Welzow-Süd zu genießen. Von oben hat man eine fantastische Sicht auf die riesige Mondlandschaft des Braunkohleabbaus, die sich bis zum Horizont erstreckt. Ein faszinierender, aber auch nachdenklich stimmender Anblick, der zeigt, wie stark der Tagebau die Landschaft geprägt hat.
Die kommenden Ziele gehören zwar nicht mehr direkt zum Lausitzer Seenland, aber dennoch zur Lausitz – einer Region, die weiterhin viel zu bieten hat und uns mit ihrer Vielfalt begeistert hat.
Tag 5:
Heute ging es für uns weiter nach Zittau, mit einem Zwischenstopp in Herrnhut, wo die berühmten Herrnhuter Sterne hergestellt werden. Vor Ort gibt es einen kleinen Showroom, in dem man die Sterne in allen Größen und Farben bewundern – und natürlich auch kaufen – kann.
Ich kannte die Sterne vom Sehen, aber die Geschichte dahinter war mir gar nicht so bewusst. Sie haben eine über 160-jährige Tradition und stammen aus der Brüdergemeinde Herrnhut. Ursprünglich dienten sie als Symbol für den Stern von Bethlehem und werden bis heute in liebevoller Handarbeit gefertigt. Ein echtes Stück Weihnachtstradition!
Dann ging es nach Zittau, wo wir wieder eine sehr schöne und zentral gelegene Wohnung hatten. Allerdings fand genau an den zwei Tagen, an denen wir dort waren, das Landeserntedankfest statt. Die Stadt war dadurch extrem voll, und überall standen Buden und Zelte. Es hat ein bisschen gedauert, bis ich mit Zittau warm geworden bin. Auffällig waren die vielen Straßen mit leerstehenden Geschäften – ein starker Kontrast zum schönen historischen Stadtkern. Die traditionellen Restaurants, die wir gerne besucht hätten, waren leider komplett ausgebucht.
Ein besonderes Highlight in Zittau sind die Fastentücher. Es gibt ein großes und ein kleines – wir haben uns das große Zittauer Fastentuch angesehen. Die beeindruckende Darstellung biblischer Szenen auf einer riesigen Leinwand war wirklich faszinierend. Vor Ort lief ein Film, der die Geschichte und Bedeutung des Tuchs sehr gut erklärte.
Neben den historischen Bauwerken findet man in Zittau auch viele schöne Brunnen, die das Stadtbild bereichern und zum Verweilen einladen.
In einer der Kirchen waren die Erntekronen und Kränze ausgestellt – so etwas hatte ich noch nie gesehen! Es ist unglaublich, wie viel Arbeit und Liebe zum Detail in diesen kunstvollen Gebinden steckt. Jede Krone war einzigartig und beeindruckend geflochten.
Ich kenne geschmückte Kirchen zum Erntedank, aber hier war die Dekoration besonders üppig und prachtvoll. Die Fülle an Getreide, Blumen und kunstvollen Arrangements hat die festliche Atmosphäre noch einmal verstärkt – wirklich ein wunderschöner Anblick!
Das Pop-Art-Viertel in Zittau ist wirklich außergewöhnlich! Was hier aus einst tristen Plattenbauten geschaffen wurde, ist beeindruckend. Die bunten, großflächigen Kunstwerke bringen richtig viel Farbe und Leben in die Straßen. Jedes Gebäude hat ein einzigartiges Design, das moderne Pop-Art-Elemente mit kreativen Motiven verbindet. Eine tolle Idee, um das Stadtbild aufzupeppen – es sieht einfach klasse aus!
Tag 6:
Wir sind mit der Zittauer Schmalspurbahn zum Kurort Oybin gefahren – eine nostalgische Fahrt mit einer historischen Dampflok, die richtig Spaß macht!
Von dort gibt es verschiedene Wege hinauf zur Burg- und Klosteranlage Oybin. Wir haben uns für den Fußweg entschieden – er ist zwar nicht besonders lang, aber ziemlich steil. Gleich am Anfang kommt man an der kleinen Bergkirche vorbei. Ein Blick hinein lohnt sich auf jeden Fall – sie ist ein wahres Schmuckstück mit wunderschöner Holzdecke und liebevollen Details.
Dann seid ihr auch schon bald oben – und es ist wirklich traumhaft schön dort! Die Burg- und Klosteranlage Oybin ist absolut einen Besuch wert. Die alten Mauern, verwinkelten Wege und die Ruinen haben eine ganz besondere Atmosphäre. Und der Ausblick von oben ist einfach grandios – man kann weit über die Landschaft des Zittauer Gebirges blicken. Ein echtes Highlight der Region!
Dann war auch schon wieder ein wunderschöner Urlaub zu Ende! Wir haben so viele tolle Orte entdeckt, beeindruckende Landschaften gesehen und unvergessliche Erlebnisse gesammelt. Die Lausitz und das Lausitzer Seenland haben uns wirklich überrascht – eine Region, die definitiv eine Reise wert ist!