Wir waren letztes Jahr im November schon einmal für ein paar Stunden in Mainz, auch auf dem Weihnachtsmarkt. Immer wieder haben wir uns vorgenommen, noch einmal ein ganzes Wochenende dort zu verbringen, da es doch einiges zu entdecken gibt.
Dieses Mal haben wir unseren Besuch im Gutenberg-Museum begonnen – einem der ältesten Druck- und Schriftmuseen der Welt. Es widmet sich der Geschichte des Buchdrucks und natürlich Johannes Gutenberg, dem Erfinder der Druckkunst mit beweglichen Lettern. Besonders beeindruckend sind die beiden original erhaltenen Gutenberg-Bibeln aus dem 15. Jahrhundert und der Nachbau von Gutenbergs Druckerpresse, der in Vorführungen gezeigt wird. Das Museum ist wirklich schön gestaltet, und man bekommt einen faszinierenden Einblick, wie kostbar Bücher früher waren und wie viel Arbeit in ihrer Herstellung steckte. Nehmt euch am besten zwei bis drei Stunden Zeit – es lohnt sich!
Überall in der Stadt findet ihr natürlich Spuren von Gutenberg. Direkt beim Museum steht das Letterndenkmal, eine moderne Kunstinstallation aus riesigen Bleilettern, die an Gutenbergs Erfindung erinnern. Ein Stück weiter, auf dem gleichnamigen Platz, steht das Gutenberg-Denkmal, eine imposante Statue aus dem 19. Jahrhundert, die an sein bahnbrechendes Werk erinnert. Mainz ist eben zu Recht stolz auf seinen berühmtesten Sohn!
Abend gegessen haben wir – sehr lecker – im Weinhaus Lösch und dort auch das Eulchen Bier probiert, das in Mainz gebraut wird. Ein echtes Muss für Bierliebhaber!
Danach sind wir noch an den Rhein gegangen, um von der Theodor-Heuss-Brücke einen Blick auf die beleuchtete Skyline von Mainz zu werfen – ein wunderschöner Anblick bei Nacht.
Auf dem Rückweg kamen wir an der St. Christoph Kirche vorbei. Die Ruine beherbergt heute eine Gedenkstätte, die an die Zerstörung von Mainz im Zweiten Weltkrieg erinnert und zum Innehalten einlädt.
Am Sonntag ging es dann richtig los mit unserer Sightseeing-Tour. Am Samstag war Markt, und überall war es unglaublich voll. Wobei der Markt selbst ein tolles Erlebnis ist – überall Weinstände, und der Mainzer genießt sein Weck, Worscht und Woi.
Am Sonntag konnte man die Stadt viel besser erkunden.
Wir starteten an der Heunensäule, die mitten auf dem Marktplatz steht. Die 6,40 Meter hohe Sandsteinsäule stammt aus einem unvollendeten Dombauprojekt des Mittelalters und wurde aus Heunesandstein gebrochen. Heute erinnert sie symbolisch an die lange und wechselvolle Geschichte von Mainz.
Direkt in der Nähe steht der wunderschöne Marktbrunnen, einer der ältesten Renaissancebrunnen Deutschlands. Er wurde 1526 vom Mainzer Erzbischof gestiftet und ist mit seinen kunstvollen Verzierungen und Wasserspeiern ein echtes Schmuckstück des Marktplatzes.
Ein kleiner Tipp: Die App "Lauschtour" gibt es für verschiedene Städte, unter anderem auch für Mainz – und sie ist wirklich gut gemacht!
Natürlich darf der Mainzer Dom nicht fehlen, der alles überragt und das Stadtbild prägt. Ein kleiner Nachteil am Sonntag: Oft finden Gottesdienste statt, sodass man die Kirchen nicht besichtigen kann. Also haben wir den Dom-Besuch einfach auf später verschoben.
Vor dem Dom steht die Nagelsäule, ein besonderes Denkmal aus dem Ersten Weltkrieg. Damals durfte jeder Spender symbolisch einen Nagel in die Holzsäule schlagen, um die Kriegsanstrengungen finanziell zu unterstützen. Heute erinnert sie an diese Zeit und mahnt zum Frieden.
Weiter geht es vorbei am Staatstheater Mainz, einem beeindruckenden Bau mit langer Tradition. Direkt davor verläuft der 50. nördliche Breitengrad, eine unscheinbare, aber interessante Markierung, die zeigt, auf welcher geografischen Linie sich Mainz befindet.
Auf dem Weg begegnet man immer wieder den beliebten Mainzelmännchen-Ampeln – eine charmante Besonderheit der Stadt. Die kleinen Figuren, bekannt aus dem ZDF, sorgen hier für ein Augenzwinkern im Straßenverkehr.
Schließlich erreicht man den Schillerplatz, einen der schönsten Plätze in Mainz. Hier steht der imposante Fastnachtsbrunnen, ein wahres Kunstwerk mit über 200 Figuren rund um das Thema Mainzer Fastnacht. An diesem Brunnen gibt es so viele kleine Details zu entdecken, dass man sich lange damit beschäftigen kann.
Vom Schillerplatz geht es weiter zum Romano-Guardini-Platz, wo ihr den Walk of Fame des Kabaretts findet. Hier sind bekannte Namen wie Loriot, Dieter Hallervorden und Erich Kästner verewigt – um nur einige zu nennen. Eine wunderbare Hommage an die deutsche Kabarett- und Kleinkunstszene.
Von dort aus geht es in die Oberstadt auf den Kästrich. Auf dem Weg dorthin kommt man an der traditionsreichen Sektkellerei Kupferberg vorbei, die mit ihren tiefsten Sektkellern der Welt beeindruckt, sowie an der alten Aktien Bierbrauerei, die einst zu den wichtigsten Brauereien der Stadt gehörte.
Oben auf dem Kästrich hat man einen tollen Blick über Mainz. Hier wurden beim Bau neuer Wohnungen Überreste eines alten römischen Tores entdeckt – ein spannendes Zeugnis der römischen Vergangenheit der Stadt.
Auf dem Weg Richtung St. Stephan passiert man das alte Gebäude der Schöfferhofer Brauerei und einen Kanalentlüftungsschornstein, ein Relikt der historischen Stadtentwässerung.
Nun seid ihr auch schon fast bei St. Stephan und könnt hier die wunderschönen Chagall-Fenster bewundern. Die leuchtend blauen Glasfenster wurden von dem weltberühmten Künstler Marc Chagall entworfen und sind einzigartig in Deutschland. Sie zeigen biblische Szenen und tauchen die Kirche in ein ganz besonderes, mystisches Licht. Chagall schuf sie als Zeichen der Versöhnung zwischen Deutschen und Juden nach dem Zweiten Weltkrieg.
Aber nicht nur die Fenster sind beeindruckend – auch die prächtige Klais-Orgel und der idyllische Kreuzgang mit seinem historischen Flair sind absolut sehenswert.
Hier könnt ihr nun die Gaustraße hinuntergehen – eine Straße, die in Mainz auch liebevoll "San Francisco von Mainz" genannt wird. Sie ist sehr steil, und wenn die Straßenbahn dort hinunterfährt, erinnert das tatsächlich ein wenig an die berühmten Straßen von San Francisco. Entlang der Gaustraße findet ihr viele kleine Läden, Cafés und Restaurants, die zum Stöbern und Verweilen einladen.
Unser Weg führte uns jedoch weiter zur Zitadelle und dann durch den Park hinunter in die Altstadt.
Besonders schön sind hier der Kirschgarten und die Augustinerstraße mit ihren vielen Fachwerkhäusern. Ein echtes Highlight ist das Haus zum Aschaffenberg (Kirschgarten 28), das als ältestes Fachwerkhaus von Mainz gilt. In diesen malerischen Gassen gibt es unzählige kleine Geschäfte, Cafés und urige Weinlokale, die zum Entdecken einladen.
In der Augustinerstraße findet ihr außerdem die Augustinerkirche, eine prächtige Rokoko-Kirche mit einem beeindruckenden Innenraum – ein echter Geheimtipp für Architektur- und Kunstliebhaber.
Noch ein praktischer Tipp: Die Straßenschilder in Mainz können euch als kleine Orientierungshilfe dienen. Blaue Schilder zeigen Straßen, die parallel zum Rhein verlaufen, während rote Schilder Straßen markieren, die vom Rhein wegführen.
Weiter ging es Richtung Rhein, mit einem kurzen Stopp am Mainzer Kurfürstenzyklus und einem Blick auf das imposante Kurfürstliche Schloss. Der Kurfürstenzyklus ist eine Serie von zwölf bronzenen Reliefs an der Schlossmauer, die die Mainzer Kurfürsten vom 10. bis zum 18. Jahrhundert zeigen – eine spannende Erinnerung an die einstige Macht und Bedeutung von Mainz als Kurfürstentum.
Das angrenzende Kurfürstliche Schloss, ein prachtvoller Renaissancebau, war einst die Residenz der Mainzer Kurfürsten. Im Zweiten Weltkrieg stark beschädigt, wurde es später wieder aufgebaut. Heute dient es als Sitz des Rheinland-Pfälzischen Landtags. Ein Teil des Schlosses wird weiterhin für Veranstaltungen genutzt, doch seit 2021 tagt hier offiziell das Parlament.
Auf dem Rückweg machten wir noch einen Abstecher in die Karmeliterkirche, eine eher unscheinbare, aber geschichtsträchtige Kirche. Hier gibt es ein besonderes Detail zu entdecken: In einem Kirchenfenster verstecken sich zwei Mainzelmännchen! Wer genau hinschaut, kann die kleinen Kultfiguren zwischen den traditionellen Glasmalereien entdecken – eine charmante Verbindung zwischen Mainzer Geschichte und moderner Popkultur.
Nun war es aber auch endlich Zeit, einen Blick in den Dom zu werfen. Die schiere Größe dieses über 1.000 Jahre alten Bauwerks ist beeindruckend. Der Mainzer Dom St. Martin zählt zu den bedeutendsten romanischen Kathedralen Deutschlands und prägt das Stadtbild mit seinen markanten roten Sandsteinmauern. Im Inneren beeindrucken die hohen Gewölbe, kunstvolle Grabmäler und die ruhige, fast mystische Atmosphäre.
Weiter ging es zur Christuskirche, die auf dem prächtigen Boulevard Große Bleiche liegt. Von außen erinnert sie mit ihrer großen Kuppel und den Säulen an Kirchen in Rom und ist ein wahres architektonisches Highlight. Im Inneren jedoch ist sie überraschend schlicht und ganz anders als erwartet.
Ein letzter Punkt auf unserer Tour war die Neue Synagoge, die wir uns von außen angeschaut haben. Das moderne, außergewöhnliche Gebäude mit seiner grün schimmernden Fassade wurde 2010 eröffnet und steht an der Stelle der alten Synagoge, die in der Reichspogromnacht 1938 zerstört wurde. Ihre Architektur ist voller symbolischer Bedeutungen und erinnert an die lange jüdische Geschichte in Mainz.
Mittlerweile streikten dann auch unsere Füße – obwohl wir eigentlich noch die Graffitis am Brückenkopf anschauen wollten. Aber das müssen wir dann ein anderes Mal machen. Es war ein wirklich schönes Wochenende!