Für Juni hatten wir bereits eine Woche Schweiz gebucht – dazu später mehr.
Mehr zu unserer Woche in der Schweiz findet ihr hier.
Da bot es sich an, das lange Wochenende zuvor für einen kleinen Abstecher an den Bodensee zu nutzen. Uns hatte es an Weihnachten in Lindau so gut gefallen, dass wir ohnehin nochmal dorthin wollten.
Glücklicherweise fanden wir noch ein Hotel, und so konnten wir ganz entspannt mit dem Baden-Württemberg-Ticket von Karlsruhe nach Lindau reisen.
Bei sommerlicher Hitze erkundeten wir zunächst gemütlich das Ufer – von Schattenbank zu Schattenbank. Der Blick auf den See ist einfach traumhaft schön und jedes Mal aufs Neue beeindruckend.
Ein besonderes Highlight: Das Lindauer Rathaus
Immer wieder beeindruckend ist das historische alte Rathaus in Lindau – sowohl von vorne als auch von hinten. Die prachtvolle Fassade mit ihren farbenfrohen Malereien und kunstvollen Details zieht sofort die Blicke auf sich und erzählt ein Stück Stadtgeschichte.
Direkt nebenan findet sich der hübsche Ladivabrunnen, ein beliebter Treffpunkt und Fotomotiv. Umgeben von kleinen Gassen, Cafés und Geschäften lädt das Areal zum Verweilen ein.
Cavazzen Museum Lindau
Bei unserem letzten Besuch war das Cavazzen noch komplett eingerüstet – diesmal konnten wir endlich die wunderschön restaurierte Barockfassade in voller Pracht bewundern. Das Gebäude zählt zu den schönsten Bürgerhäusern am Bodensee und beherbergt das frisch renovierte Stadtmuseum. Im Inneren erwarten die Besucher moderne, interaktive Ausstellungen zur Lindauer Stadtgeschichte, ein spektakulärer Blick vom historischen Dachstuhl und ein charmantes Café im Innenhof.
Marktplatz Lindau – zwei Kirchen, zwei Stile
Ein besonders schöner Ort in der Lindauer Altstadt ist der Kirchplatz/Marktplatz. Hier stehen sich zwei Kirchen direkt gegenüber – und könnten dabei unterschiedlicher
kaum sein:
Die evangelische St.-Stephan-Kirche besticht durch ihre schlichte Eleganz im Rokoko-Stil, während das katholische Münster „Unserer Lieben Frau“ mit prachtvollen
Fresken, Stuck und Goldglanz beeindruckt.
Ein Spaziergang durch Lindaus Altstadt
Auf unserem Weg kamen wir auch am Diebsturm vorbei – einem der markanten mittelalterlichen Türme Lindaus mit seiner auffälligen Zinnenkrone. Überhaupt laden die vielen kleinen, verwinkelten Gassen der Altstadt zum entspannten Schlendern ein. Hinter jeder Ecke entdeckt man liebevoll restaurierte Fassaden, hübsche Innenhöfe oder kleine Läden – ideal für alle, die gerne einfach treiben lassen und den Charme der Inselstadt auf sich wirken lassen möchten.
Am zweiten Tag ging es für uns schon mit dem ersten Schiff nach Bregenz.
Da wir noch etwas Zeit hatten, konnten wir zuvor die Ruhe in Lindau genießen.
Bei der Ausfahrt mit dem Schiff sieht man dann endlich auch den berühmten Löwen von vorn – und Lindau ist wirklich eine beeindruckende Kulisse vom Wasser aus.
In Bregenz fällt als Erstes die Seebühne der Festspiele ins Auge.
Zunächst dachte ich: keine besonders schöne Anfahrt.
Doch sobald das Schiff eine bestimmte Stelle erreicht, öffnet sich der Blick auf die wunderschöne Promenade – und der erste Eindruck ändert sich sofort.
Beim Aussteigen kommt man direkt an der Sonnenkönigin vorbei – einem imposanten Eventschiff, das mit seiner modernen Architektur sofort ins Auge fällt.
Unser erstes Ziel war die wunderschöne Promenade, die direkt am See entlang bis zum Festspielhaus führt.
Unterwegs konnte man schon ein bisschen von den Kulissen sehen.
Die Führungen waren an dem Tag leider ausgebucht, aber es wurde fleißig geprobt – immer wieder hörte man Musik oder einzelne Szenen. Das hat richtig Lust gemacht auf eine Aufführung.
So ein Abend auf der Seebühne – das wär wirklich mal ein Traum!
Ganz praktisch: Der Bahnhof von Bregenz liegt direkt an der Promenade.
Er hat eine moderne, offene Architektur mit viel Glas und einem flachen Dach, das fast zu schweben scheint. Sieht echt cool aus und man ist sofort mittendrin – zwischen Stadt, See und Kultur.
Ich finde es immer wieder spannend, wie Ampeln und Straßenschilder in anderen Ländern aussehen – deshalb mache ich davon oft Fotos.
Unsere Tour führte uns am berühmten Milchpilz vorbei in die Fußgängerzone. Früher gab es in Bregenz rund 50 Milchpilze, an denen Milchprodukte direkt verkauft wurden. Heute ist der Milchpilz an der Seepromenade der einzige, der noch in Betrieb ist – und er bietet Milchshakes und kleine Snacks an. Ein schönes Stück regionaler Tradition, das man sich nicht entgehen lassen sollte.
Direkt vor dem Vorarlberg Museum steht die beeindruckende Bronzeskulptur „Der Knoten“ von Herbert Meusburger. Das 3,5 Meter hohe Kunstwerk thematisiert die komplexen Verstrickungen unserer Gesellschaft und ist seit 2022 als Dauerleihgabe ein fester Bestandteil der Stadt.
Das Vorarlberg Museum selbst ist auch architektonisch spannend: Außen ist die Fassade mit tausenden Betonblüten gestaltet, innen sorgt ein großes Panoramafenster im obersten Stockwerk für einen tollen Blick auf den Bodensee. Im Museum gibt es wechselnde Ausstellungen rund um Kunst, Geschichte und Kultur der Region.
Vor dem Museum, in der Rathausstraße, sieht man auch die Wandmalerei „0,0000000001 mm“ vom 2010 verstorbenen Künstler Heinz Gappmayr. Er war ein Vertreter der Konkreten oder Visuellen Poesie, und sein Werk regt zum Nachdenken über Sprache und Wahrnehmung an.
Als Nächstes kommt man am Rathaus vorbei, das mit seiner schlichten, klassischen Fassade gut ins Stadtbild passt.
Direkt daneben steht die kleine, aber sehenswerte Seekapelle – sie wurde bereits im 17. Jahrhundert erbaut und diente ursprünglich als Ort für Andachten der Schiffsleute und Fischer. Heute ist sie ein ruhiger, geschichtsträchtiger Ort mitten im Zentrum.
Überhaupt gibt es in der Innenstadt noch viele schöne Hausfassaden zu entdecken. Viele Gebäude sind liebevoll erhalten oder restauriert und zeigen verspielte Details, alte Inschriften oder typisch österreichischen Stuck – ein echter Blickfang, wenn man mit offenen Augen durch die Straßen geht.
Auf dem Weg kommt man übrigens auch am Ore-Ore-Gässlein vorbei – benannt nach dem bekannten Bregenzer Kinderfasching, bei dem der Ruf „Ore Ore“ seit Jahrzehnten dazugehört.
Weiter ging es zur Pfarrkirche Herz Jesu, wobei der Weg schon etwas bergauf führte. Die beeindruckenden Fenster der Kirche haben mich besonders fasziniert. Auch der alte Beichtstuhl ist ein interessantes, historisches Detail.
Und weiter ging es den Berg hoch zur Pfarre St. Gallus. Von außen wirkt die Kirche eher unscheinbar, doch innen ist sie ein wahres Schmuckstück. Mit ihren kunstvollen Stuckarbeiten und beeindruckenden Deckenfresken zeigt sie den typischen barocken Prunk und beeindruckt durch ihre liebevolle Gestaltung.
Ganz in der Nähe steht zudem das Kriegerdenkmal bei St. Gallus, das an die bewegte Geschichte der Region erinnert und ein wichtiger Ort des Gedenkens ist.
Auf dem Weg durch die Oberstadt kann man das charmante Deuring-Schlössle entdecken, das mit seiner historischen Architektur sofort ins Auge fällt. Vorbei führt der Weg auch am stillen Kloster Thalbach, dessen ruhige Atmosphäre einen besonderen Kontrast zur lebendigen Umgebung bietet.
Langsam geht man dann wieder hinunter in die Stadt, vorbei am Haus Nr. 29 in der Kirchstraße. Das Wohnhaus wurde 1796 erstmals erwähnt und gilt als das „schmalste Haus Europas“.
Nun ging unser Weg Richtung Pfänder. Dabei kamen wir noch am Kunstmuseum Bregenz vorbei, das für seine zeitgenössische Kunst und beeindruckenden Ausstellungen bekannt ist.
Nicht weit davon entfernt liegt die Nepomukkapelle, ein kleines, idyllisches Kirchlein, das dem Heiligen Johannes Nepomuk gewidmet ist. Ihr solltet auf jeden Fall mal einen Blick in die Kapelle werfen
Mit der Seilbahn ging es dann auf den Pfänder. Von hier hat man einen tollen Ausblick, auch wenn es oben ein bisschen voll war. Wir hatten tatsächlich Glück und konnten von hier oben einen Zeppelin fliegen sehen – ein echtes Highlight! Da wir schon viel in Bregenz gelaufen waren, entschieden wir uns für eine Runde durch den Alpenwildpark. Der Weg ist gut zu gehen, aber richtig steil. Da es selbst hier oben relativ warm war, hatten es sich die meisten Tiere gemütlich gemacht. Nach einer kleinen Stärkung oben ging es mit der Bahn wieder hinunter und anschließend mit dem Schiff zurück nach Lindau.
Auf der Rückfahrt konnte man vom Schiff aus noch das Casino von Lindau sehen – in dieser Ecke waren wir bisher noch gar nicht gewesen. Nach einer kleinen Pause im Hotel und einem kurzen Frischmachen ging es zum Essen ins Restaurant Heimat, was sich als sehr gute Wahl erwies. Das Essen war lecker, das Ambiente schön und der Service sehr freundlich. Besonders cool: Es gab dort sogar ein Zeppelin-Bier – passend, nachdem wir den Zeppelin vom Pfänder aus gesehen hatten.
Wir haben dann auch eine Ecke von Lindau entdeckt, die wir bisher noch gar nicht kannten – die sogenannte „Hintere Insel“. Dort befindet sich der Nobelpreisträgersteg, der am Ufer des Kleinen Sees aufs Wasser hinausführt. Es ist ein besonderer Ort: Auf einzelnen Geländerstreben sind die Namen aller Nobelpreisträger eingraviert, die an den Lindauer Nobelpreisträgertagungen teilgenommen haben – samt dem Jahr der Preisvergabe, ihrem ersten Besuch in Lindau und dem jeweiligen Fachgebiet. So wird der Steg zu einem stillen Denkmal für rund 400 herausragende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus aller Welt.
Man kann immer weiter am See entlang spazieren und kommt dabei auch am Pulverturm vorbei – einem historischen Bauwerk mit besonderem Charme. An einer Stelle mit vielen breiten Stufen kann man wunderbar verweilen oder sogar in den See gehen. Unterwegs trifft man immer wieder auf kleine Getränkekioske oder Food Trucks, die für eine entspannte Pause sorgen. Besonders abends lohnt sich ein Besuch – hier soll man den schönsten Sonnenuntergang weit und breit erleben können.
Tag 3 – Abschied von Lindau und Weiterreise nach Davos
Da unser Zug nach Davos in der Schweiz erst um 12 Uhr fuhr, hatten wir am Vormittag noch ein wenig Zeit, um durch Lindau zu bummeln und die Hundertwasser-Ausstellung zu besuchen.
Hier noch ein paar Eindrücke aus Lindau: Auch hier entdeckten wir – wie zuvor in Bregenz – einen Milchpilz, fanden nach einigem Suchen den Narrenbrunnen und warfen noch einen kurzen Blick in die St. Peterskirche.
Ich glaube, man würde noch viel mehr entdecken, wenn man mehr Zeit hätte – so viele kleine Gassen, und überall gibt es etwas zu sehen.
Anschließend besuchten wir noch die Hundertwasser-Ausstellung. Ich hatte sie mir zwar etwas größer vorgestellt, aber sie war trotzdem sehr schön – und ich habe tatsächlich noch etwas dazugelernt.
Besonders spannend fand ich das sogenannte Fensterrecht. Hundertwasser war der Meinung, dass jeder Mensch das Recht haben sollte, sein Fenster so zu gestalten, wie er möchte – und zwar, „so weit der Arm aus dem Fenster reicht.“ Für ihn war das ein Symbol für persönliche Freiheit und Individualität, im Kontrast zur gleichförmigen Architektur moderner Städte.
Auch seine Haltung zur geraden Linie hat mich sehr angesprochen. Hundertwasser lehnte die gerade Linie ab – er nannte sie sogar „gottlos“ und „menschenfeindlich“. Für ihn war sie das Symbol einer technisierten, seelenlosen Welt. Stattdessen bevorzugte er organische, unregelmäßige Formen, wie man sie in der Natur findet. Das fand ich richtig spannend – gerade weil ich selbst kreativ bin und es bei mir auch nicht immer streng gerade zugehen muss.